Mittwoch, 5. Juni 2013

In der Fremde

 In der Fremde.

 I.

Es treibt dich fort von Ort zu Ort,
Du weißt nicht mahl warum;
Im Winde klingt ein sanftes Wort,
Schaust dich verwundert um.


Die Liebe, die dahinten blieb,
Sie ruft dich sanft zurück:
O komm zurück, ich hab’ dich lieb,
Du bist mein einz’ges Glück!

Doch weiter, weiter, sonder Rast,
Du darfst nicht stille stehn.
Was du so sehr geliebet hast,
Sollst du nicht wiedersehn.

 III.

Ich hatte einst ein schönes Vaterland.
Der Eichenbaum
Wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft.
Es war ein Traum.


Das küßte mich auf deutsch, und sprach auf deutsch
(Man glaubt es kaum
Wie gut es klang) das Wort: „ich liebe dich!“
Es war ein Traum.

Heinrich Heine
Kopiert aus Wikisource – offenbar in der Originalrechtschreibung des Autors

Mir kommt es auch langsam vor, als sei das alles nur (noch) ein Traum.
Und als müsse ich bald in die Fremde aufbrechen.
"Was du so sehr geliebet hast, sollst du nicht wiedersehn."
So furchtbar traurig.

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